bc_2013-55 © Florian Primetzhofer. All rights reserved.

2013

Kanada, BC – der letzte Teil meiner Auszeit

Vorfreude? Klar verspürte ich die, auch wenn es der letzte Teil meiner Auszeit war, als ich gemeinsam mit Kris, im Juni wieder am Flughafen in Schwechat saß. British Columbia in Kanada, unser Reiseziel, ist als tolle Sommerkajakdestination mit Wasser -und Höhenmetergarantie bekannt. Ich hatte mir bis fast Ende August Zeit genommen, um neben den Flüssen auch BC selbst kennen zu lernen. Ab Mitte Juli war ich dann mit Steffi in diesem riesigen Land unterwegs.

Kris und ich flogen mit recht langem Aufenthalt in Zürich, recht problemlos nach Vancouver. Es gelang uns die Paddeltasche als Schibag kostenlos einzuchecken. Auch der Stoppover in Zürich kam uns nicht ungelegen, denn wir nutzten die Zeit um Richi, einen alten Freund, zu besuchen. Mit ihm paddelten wir vor Jahren zahlreiche Bäche und so hatten wir viele Geschichten aufzuwärmen.

Die Lust aufs Paddeln war dann bei der Landung in Vancouver aber doch riesig, dass wir uns gar nicht überlegten öffentlich nach Whistler, unserem ersten Ziel zu fahren, sondern prompt ein Auto mieteten. In dieser, für die Olympischen Winterspiele komplett renovierten Stadt, fanden wir bei den Jungs von „Wedge Rafting“, Ric und Hector, ein gemütliches Quartier.

Wir organisierten uns noch schnell Kajaks, was sich als nicht wirklich schwer erwies. Kris kaufte einen „Stomper 90“ während Ric mir einen neuen „Shiva M“ verkaufte.

Der erste Bach war der Callaghan. Den paddelten wir mit den Locals schnell nach der Arbeit. Jeder von uns bekam einen Pilotboater, dessen Heck wir nicht aus den Augen ließen. Über wirklich wuchtige Katarakte bombten wir, ohne eine Stelle zu besichtigen, zu Tal. Die Ansagen in den spärlichen Kehrwässern klangen so: „Ok guys. Stay on the left avoiding the big hole, then use the diagonal to surf into the middle and then there is that drop. You wanna have a massive boof on that but… ahh fuck it! Just follow, me but don’t forget the big boof!“ Auch vor dem 7m Drop war die einzige Ansage:“ Boof left!“ Am Ausstieg zeigte der Pegel 3.1 für einen First-timer ein doch hoher Wasserstand. Der Einstand in BC war geglückt.

Auch der „Upper Cheakamus“ war gut eingeschenkt. Die 5 km krachten wir, nach der ersten Fahrt, in knapp 20 Minuten runter. Auf der Hut mussten wir aber immer sein, da es in BC schon vorkommt, dass plötzlich ein ganzer Baum den Weg versperrt, der am Vortag noch nicht da war.

Da uns das Wetter auch gut gesonnen war, wir hatten mit deutlich über 32° richtige Sommertemperaturen, schmolz der Schnee und die Pegel stiegen weiter. So beschlossen wir gemeinsam mit Phil einem Australier nach Skookumchuck zu fahren. Auch waren die Tidenvoraussagen perfekt. Wir tauschten Creeker gegen Spielboote und hatten drei super Tage auf dieser irren Welle. Natürlich waren wir nicht die einzigen, die das schöne Wetter und die passende Tide nutzten. Es tummelten sich etwa noch 20 weitere Paddler im Kehrwasser oberhalb. Darunter auch Größen wie Ben Marr oder Rush Sturges. Auch die Demshitz Boys knallten dicke Moves in die Welle.

Zurück in Whistler waren die Wasserstände leicht gefallen, so konnten wir weitere Bäche der Umgebung erkunden. Mit Ric zusammen machten wir uns auf zum Birkenhead. Der Blick von der Brücke versprach zumindest kein „Steineklopfen“. Beim Einstieg war uns dann schon bewusst, dass der Pegel recht hoch war. Ric meinte nur: „It’s on the local side of high but definitely good to go!“ Nach dem wir alle die eine oder andere dumme Situation hatten brachen wir die Fahrt nach dem oberen Teil ab. Zurück an der Brücke konnten wir dann erkennen, dass das Wasser um weitere 30 cm gestiegen war.

An den paddelfreien Tagen chillten wir uns an den Lost oder Loggers Lake. Dort sorgten Ropeswings für lustige Nachmittage. Eines Tages stand Basti im Haus. Mit ihm ging ich biken und staunte nicht schlecht über die toll hergerichteten Trails.

Kurz darauf stand Skookum Creek in der Nähe von Squamish am Plan. Dieser Creek hat einen 10 m Muss-Fall und eine 20 m Rutsche, die sehr mühsam zu umtragen ist. Ehrlich, ich war fest nervös. Als wir uns dann die endlose Schotterpiste zum Einstieg hinauf gequält hatten, standen wir mitten in einer Kraftwerkbaustelle. Die Arbeiter waren aber sehr freundlich und ermöglichten nicht nur das Betreten der Baustelle, sondern halfen auch beim Suchen nach einem möglichen Einstieg. Leider mussten wir am späten Nachmittag abrücken, da es für eine Befahrung schon zu spät war. Ehrlich – mich hat es nicht so gestört.

Wir blieben gleich in der Gegend und konnten am nächsten Tag den Box Canyon am Ashlu paddeln. Da sich Kris nicht an alle Spuren in der engen Klamm erinnern konnte und es doch die eine oder andere Zwangspassage gab, war es ein spannendes Unternehmen. Gleich zu Beginn wartet 50/50 – ein ums Eck gehender Doppeldrop. Kris legte die Spur vor, Phil und ich taten es ihm mehr oder weniger gleich. Am nächsten Tag konnten wir die Vorzüge des 4WD genießen, denn die Straße zum Einstieg vom Minerun am Ashlu hat bereits deutlich bessere Zeiten gesehen. Dort trafen wir noch weitere Paddler, unter anderem auch noch Österreicher. Auch am Minerun hat sich der Bach eine imposante Granitschlucht gegraben, die Scouten und Umtragen nicht immer leicht machten. Ich paddelte noch mit zwei Burschen aus Quebec ein weiteres Mal den Callaghan, um dann mit ihnen gemeinsam zurück nach Vancouver zu fahren.  Dort holte ich Steffi vom Flughafen ab und mit ihr ging es, da die Tide wieder günstig war, auf ein Neues, nach Skookumchuck. Dieses Mal waren wir nur zu viert und hatten genügend Zeit die Welle auszukosten.

Mit zwei Fähren setzten wir ein paar Tage später auf Vancouver Island über. Tofino wurde uns von zahlreichen Leuten als „must see“ empfohlen. Die Küste sollte stark zerklüftet und sehr rau sein. Wir waren nicht so beeindruckt und so rauschten wir bald wieder ab Richtung Norden zum „Cape Scott“ Provincial Park.

Das Westende Amerikas stand im Guidebook  und ganz so fühlten wir uns auch als wir am zweiten Tag unseres Hikes, nach insgesamt 22km, die „Nissen Bight“ erreicht hatten. Riesige Tatzenabdrücke im Schlamm erinnerten uns, dass wir nicht alleine im Park waren.

Von Port Hardy aus, ging es mit einer Fähre 15 Stunden weiter gegen Norden. Unser Ziel war Bella Coola, ein winziges Fischerdörfchen, in dem es laut Erzählungen schon vorkommt, dass der Grizzly in der Früh im Garten steht. Ganz in der Nähe befindet sich der „Tweedsmuir Provincial Park“ mit seinen extrem abgelegenen Touren. Dort machten Steffi und ich eine weitere Mehrtageswanderung. Unser Ziel war der „Emerald Lake“. Vorbei ging es an wunderschönen Seen, durch vor langer Zeit abgebrannte Wälder und über sanfte Hügel. Um nicht einen Bären zu überraschen versuchten wir mit Steinen, die wir gegeneinander schlugen, auf uns aufmerksam zu machen. Unbehelligt erreichten wir am späten Nachmittag ein nettes Camp, das direkt an einem See lag. Als die Sonne dann hinter den letzten schneebedeckten Gipfeln verschwunden war, verkrochen sich auch die zuvor noch störenden Moskitos und eine wunderschöne, klare Nacht erwartete uns.

Am nächsten Tag beschlossen wir zurück zum Auto zu gehen da dicke, schwarze, tiefhängende Wolken auf heftige Unwetter schließen ließen.

Als nächstes stand ein Multidaypaddle am Chilko River am Plan. Dazu fuhren wir zur „Chilko River Lodge“. Wieder ging es über nicht enden wollende Schotterpisten Richtung Chilko Lake. Die Lodge ist im Besitz von sehr freundlichen Schweizern, die uns auch mit der Shuttlelogistik toll unterstützten. Nach einem gemütlichen BBQ – Abend booteten wir am nächsten Vormittag bei recht hohem Wasserstand ein. Die ersten 20 km ging es flott aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten durch verbrannte Wälder stromab. Die „Bidwell Rapids“ waren dann doch schwerer als erwartet, daher beschloss Steffi vernünftiger Weise zu umtragen. Es folgte Kilometer um Kilometer tolles Wildwasser im 4. Grad. Da unsere Kajaks voll mit Ausrüstung waren, blieb hier kein Raum für Fehler. Steffi war nach acht Stunden non-stop paddeln berechtigter Weise müde. So freuten wir uns, als die Mündung des Taseka das Ende des schweren Teils ankündigte und wir kurz darauf einen tollen Schlafplatz auf einer Insel fanden. Auch ich war erleichtert, denn bei einem Schwimmer hätte ich sicher Steffi bergen können, aber die Ausrüstung wäre vermutlich verloren gewesen. Der nächste Tag brachte, bis auf ein paar Ausnahmen, einen entspannten Float zum Bull Canyon, wo unser Auto auf uns wartete.

In Clearwater  ergab sich wieder mal alles. Zu erst trafen wir Adrian, in dessen Van ich zu Beginn mit Kris und Phil unterwegs war, dann konnte ich mir von ihm auch ein Spielboot für den Playrun am Clearwater River ausborgen und zu guter Letzt trafen Steffi und ich auch noch Paddelpartner. So stand einem netten Run nichts im Wege. Auf etwa 7 km reihte sich Spielwelle an Spielwelle. Natürlich nicht zu vergleichen mit Skook, aber trotzdem sehr kurzweilig.

Der 3954m hohe Mt. Robson wollte von uns fast umrundet werden. Dazu organisierten wir uns Permits für den Berg Lake Trail. Wir nahmen uns vier Tage Zeit um den weißen Riesen von unten und dessen Umgebung zu erkunden. Emperor Falls, Snowbird Pass und unser Ausblick vom Zelt auf den in den Berg Lake kalbenden Gletscher waren sicher die Höhepunkte dieses sensationellen Hikes.

Nach einem kurzen Abstecher zu den Overlander Falls am Fraser River, die sich als Park and Huck anboten, nahmen wir die sehr beeindruckende Fahrt am Icefield Highway, über Jasper Richtung Lake Louise, in Angriff. Etwas traurig wurden wir, als auch am Columbia Icefield der Gletscherrückgang gut zu sehen war. Es ist schwer vorzustellen, dass diese stummen Zeugen bald der Vergangenheit angehören werden. In Lake Louise suchten wir vergeblich nach einer Art Stadtzentrum, dann, als wir nachfragten wurde uns das Einkaufszentrum von Bewohnern als Ortskern gezeigt. Das obligatorische Foto vom Fairmont Hotel am See schossen wir natürlich auch, verdufteten dann aber recht flott nach Golden zum Kicking Horse River.

Am Kicking Horse musste ich feststellen, dass Autostoppen in Kanada auch mühsam sein kann. Vergeblich versuchte ich einen Ride zurück zum Einstieg zu  bekommen. So fuhr ich mit unserem Auto zurück. Da wir aber doch paddeln wollten fanden wir folgende Lösung. Steffi paddelte nur das schwerere Stück, marschierte dann entlang der Geleise zurück zum Einstieg während ich ihr Kajak bis zum Ausstieg am Cowtail abschleppte.

Die  nächste Etappe war eine weitere Wanderung. Dieses Mal im Glacier National Park. Für eine Nacht schlugen wir unser Zelt am Hermit Camp auf. In der Nacht zogen heftige Gewitter an uns vorüber – ein beeindruckendes Erlebnis.

Langsam neigte sich unsere Zeit dem Ende entgegen. Wir wollten aber noch den einen oder anderen Bach paddeln. Dies gelang uns auch. Der Stein River, Nahatlatch und Chilliwack River waren ein mehr als würdiger Abschluss dieser letzten tollen Reise. Am Rückflug hatte ich noch einen Tag im „Big Apple“. Vermutlich sah ich in dieser Zeit in NY mehr als so manch anderer Tourist in zwei Tagen.