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2013

Costa Rica  – mit zwei Mädels reisen und eine neue Sportart

Am Tag zuvor paddelte ich noch in Baeza, tags darauf saß ich im Bus zurück nach Quito – direkt zum Flughafen ging es. Dort kam ich auch überpünktlich an und war einer der ersten in der Schlange für den Check-in. Mit zwei Engländern, die auf der Heimreise waren, plauderte ich eine Weile und konnte mir den einen oder anderen schadenfrohen Grinser nicht verkneifen, da ich doch gerade ins nächste tolle Land reiste.

Die Strafe folgte sofort am Check-in. „Sorry sir, but your Yellow Fever vaccination is not valid any longer. For Costa Rica you have to have an international certificate that is not older than five years“, informierte  mich die Dame trocken. Meine Impfung lag bereits acht Jahre zurück. Das wusste ich nicht und so wurde mir trotz allen Jammerns das Boarden verweigert. Die Dame am Schalter war so nett und schrieb mir auf, wo ich meine Impfung auffrischen lassen könnte. Zornig auf mich und die Welt packte ich meine Sachen zusammen und fuhr 1 ½ Stunden mit dem Flughafenbus nach Quito. Die erste Klinik hatte natürlich, wie konnte es auch anders sein, geschlossen. Ich hämmerte an die Tür bis sich doch jemand erbarmte und öffnete. Leider sprach der Pförtner kein Englisch und mein Spanisch reichte nicht aus um ihm meine Misere begreiflich machen zu können. Ich wollte schon das Handtuch werfen, als doch noch ein Gott in Weiß, Daniel, erschien. Er sprach Englisch aber er musste mich leider enttäuschen, denn an seiner Klinik gab es erst wieder am Montag Impfungen. Es war Samstag. Ich ließ aber so lang nicht locker bis er sich bereit erklärte mich mit seinem Auto, während der Dienstzeit, in eine andere Klinik zu fahren. In der zweiten Klinik angekommen wartete die nächste Enttäuschung, denn sie würden zwar impfen, nur es war kein Impfstoff vorrätig.   Aber es gäbe da noch eine öffentliche Stelle, meinten sie. So setzte mich Daniel in ein Taxi, nicht ohne mir vorher seine Telefonnummer für alle Fälle zu geben und ich staute mich quer durch Quito. Nach etwa 1,5 Std. Taxi fahren, ich hatte seit der Früh nichts gegessen, stieg ich vor einem im Kolonialstil erbauten Haus, bereits recht unterzuckert, aus. Dort warteten bereits ca. 30 Leute. Ich sah mich bereits den Abend und die Nacht dort verbringen, als mich der Securitytyp fragte, was ich hier wollte. Nachdem ich „Fibre Amarillo“ erwähnte, wurde ich sofort vorgelassen. Keine Ahnung was der Typ dachte. Mir war es aber auch gleich. Nun stand ich vor dem Problem, der Schwester erklären zu müssen, dass sie das Impfdatum um min. 10 Tage rückdatieren müsste, da sonst die Impfung nicht gültig wäre und ich erst recht nicht nach Costa Rica fliegen dürfe. Irgendwie schaffte ich auch das. Dann wollte ich ja nicht wirklich geimpft werden, da der Impfstoff ja zehn Jahre wirkt. Auch das gelang mir irgendwie. Um den Schein zu wahren, wurde ich zwar gestochen aber nur mit einer leeren Spritze. Kurz darauf war ich Besitzer eines neuen internationalen Impfpasses. Erstes Problem war somit erledigt aber ich benötigte ja noch einen neuen Flug. So machte ich mich mit Sack und Pack auf die Suche nach dem TACA-Office. Ein paar Taxifahrten später hatte ich es auch gefunden, nur leider war es natürlich bereits geschlossen. Über das Telefon ging es nicht, da aus mir nicht begreiflichen Gründen, immer wenn ich die Auswahl Ansagetext Englisch wählte, die Verbindung abbrach. Mein Zuckerspiegel war bereits unter Meeresniveau. Das bekam der nächste Taxler auch zu spüren, als er einen höhern Preis als ausgemacht verlangte. Von einem Internetcafe aus schrieb ich Lisi, die mich in Costa Rica erwartete, eine Facebooknachricht. Ziemlich deprimiert und sehr hungrig fuhr ich mit einem Taxi in ein von Daniel empfohlenes Hostal. Leider kannte der Taxler das Hostal nicht und so wurde auch aus dieser Fahrt eine ziemlich lange Irrfahrt. Dort wurde ich dann aber sehr freundlich aufgenommen und ich schickte mal gleich ein Mail an mein Reisebüro in Wien. Danach machte ich mich auf die Suche nach einem Restaurant. Man sollte man meinen das kann ja nicht so schwer sein – denkste. Ich irrte trotz Plan vom Hostal herum. Da ich nur drei teure Restaurants fand setzte ich mich schlussendlich in ein Fastfood Restaurant, in dem ich endlich Reis mit Erdäpfel, Salat und Suppe bekam. Bei diesem exquisiten Mahl dachte ich über meine Lage nach und befand sie dann als eigentlich nicht mehr so tragisch. Vor allem als ich zurück im Hostal war wartetete bereits ein Mail vom Zuklin – Reisebüro auf mich. Die Leute dort sind echt auf Zack und hatten mir bereits einen neuen Flug für den fünften März organisiert. So blieben mir noch zwei Tage um Quito zu besichtigen. Den ersten Tag wanderte ich gemeinsam mit einem Österreicher, den ich an der Bushaltestelle getroffen hatte, durch die Altstadt. Wir fanden die eine oder andere nette Gasse, kletterten auf den Turm der Kathedrale, aßen in einer Localrumsen zu Mittag, tranken herrlich kühlen Fruchtsaft – kurz gesagt wir hatten eine angenehme Zeit. Den zweiten Tag spazierte ich in die andere Richtung. Durch Zufall fand ich ein Kolpinghaus, das mich mit einem tollen Mittagessen erfreute. Beim Stadion entdeckte ich eine Schulklasse, die auf der Wiese ihre Turnstunde hatte und vom Professor recht geschunden wurde. So vergingen die zwei Tage flott und schon fand ich mich wieder in der Check-inschlange am Flughafen.

Es waren die selben Angestellten wie vor zwei Tagen. Sie konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen, da sie ja wussten, wie ich zu meinem neuen Impfpass gekommen. Aber da ich ja jetzt im Besitz eines gültigen Ausweises war, stand dem Boarden nichts im Wege. Mit 50 minütiger Verspätung flog ich zu erst Richtung Süden nach Guayaquil um von dort aus retour nach Norden Richtung San Jose abzuheben. Es verlief alles problemlos und so traf ich mich mit Lisi und Bettina am selben Abend in Alajuela.

Mit einem vermeintlichen 4 WD – Fahrzeug wanden wir uns am nächsten Tag die Piste mach Monte Verde hinauf. Diese, im Nebelwald gelegene Ortschaft, brachte eine willkommene Abkühlung. Über kleine, teilweise stark überwachsene Wege, bahnten wir uns den Weg zu den Wasserfällen der Umgebung und erklommen die Wasserscheide zwischen Pazifischen und Atlantischen Ozean. Die extrem hohe Luftfeuchtigkeit zauberte immer wieder gewaltige Regenbogen in die farbenprächtige Landschaft.

Ein langer Tag im Auto brachte uns weiter zur Nicoya – Halbinsel und damit zurück in die Hitze. Wir machten Station in Samara, um die umliegenden Strände zu erkunden.  Jeden Abend konnten wir perfekte Sonnenuntergänge erleben und kamen manchmal aus dem Staunen über die unterschiedlichsten Rottöne nicht heraus. Eine abenteuerliche Fahrt brachte uns weiter Richtung Süden. Wir mussten zahlreiche Bäche furten, aber als die Piste plötzlich komplett auf den Strand führte und wir noch dazu Flut hatten, siegte die Vernunft und wir drehten um. Dabei blieben wir im Sand hängen – trotz 4 WD. Das kann doch nicht sein, dachte ich! Ein Blick auf die durchdrehenden Räder zeigte uns jedoch, dass wir keinen Allrad hatten. Mit viel Geschick konnten wir uns aber aus der Misere befreien. Als wir gerade zurück fahren wollten, kam uns eine Gruppe Motorräder, begleitet von einem großem Redbulltruck, entgegen. Auf unsere Frage, ob es einen anderen Weg Richtung Süden gäbe, schüttelten sie nur den Kopf. Sie boten uns jedoch Hilfe an, sollten wir am Strand hängen bleiben. So preschten wir mit Vollgas über Sand und durchs Wasser. Stehen bleiben war nicht möglich und so musste ich bei jeder Besprechung über den weiteren Weg Runden drehen, die uns immer wieder ins Wasser brachten. Schön, dass es ein Mietauto war. Nach etwa 1Std. war auch das geschafft. In Cobaya machten wir Halt, wo Bettina und ich zu einer etwa 1,5km vorgelagrten Insel schwammen. Belohnt wurden wir mit der Entdeckung eines verwunschenen Friedhofs.

In Montezuma, einem netten Hippiedorf, verbrachten wir relaxte Tage und konnten das Bodyboarden ausprobieren. Mit der  Fähre ging es nach Puntarenas und von dort weiter Richtung Süden. Wir wollten noch in den Corcovado National Park und nach Dominical.

Das Permit für den Park war in Porto Jimenez leicht zu bekommen. Unser Ausgangspunkt war die Rangerstation „Las Palmas“. Der Fahrweg dorthin war einfach nur schlecht. Ein netter Ranger erklärte uns, dass wir 23km, etliche Furten und keinen guten Trail bis zur Station in Sirena vor uns hatten. Nach guten sechs Stunden kamen wir verschwitzt an. Bei Bettina zeigten sich die ersten Blasen. Sirena liegt an der Küste, umgeben von tiefsten Dschungel. Tucane, Papageien und Affen waren andauernd zu sehen. Am Abend entfernte ich, im Schein der Taschenlampe, da es nur von 18.00 – 20.00 Uhr Elektrizität gab, 13 Zecken. In der Nacht bebte plötzlich die Erde – ein leichtes Erdbeben.  Der nächste Tage führte uns 22km lang mehr oder weniger am Strand entlang. Einen Fluss mussten wir queren, in dem es Krokodile geben sollte. So suchen wir eine seichte Stelle um einen besseren Überblick zu haben. Alles ging gut. Stärken konnten wir uns an frischen Kokosnüssen, die reichlich zu finden waren. Recht müde kamen wir am Nachmittag in Carate an. Von dort fuhren wir auf der Ladefläche eines LKW und anschließend per Autostopp zurück zu unserem Hostal.

Nach einem Tag relaxen in Dominical trennten sich unsere Wege auch wieder. Ich wollte noch Cerro Chirripo, den höchsten Berg Mittelamerikas besteigen, während Lisi und Bettina zurück nach Österreich mussten. Sie brachte mich noch zu meinem Ausgangspunkt in der Nähe von San Isidro.

Zu Beginn verlief der Weg schön im Wald, doch ab 3000m brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Nur mehr wenige Bäume spendeten Schatten. Trotzdem erreichte ich das Albergue de los Crestones auf 3380m nach knapp sechs Stunden und 1900Hm. Mit ein paar Costa-Ricanern erkundete ich noch die Umgebung und ging zeitig zu Bett, da ich früh aufbrechen wollte, um den Sonnenaufgang am Gipfel zu erleben. Um 05.20 stand ich am 3820m hohen Gipfel. Leider war es leicht bewölkt und somit blieb mir der Blick auf Atlantik und Pazifik verwehrt. Beim Abstieg machte ich noch einen Umweg in den Cloudbridge Park. Dort warteten schöne Pools und noch mehr Dschungel.

Die Fahrt nach San Jose war bis auf einen Reifenplatzer, den der Busfahrer aber schnell repariert hatte, problemlos. San Jose bietet nicht viel und so mietete ich ein Auto und machte mich auf in den Norden. In der Bahia Salinas verbesserten Steffi, die über Ostern rüber kam, und ich unsere Kitekenntnisse. Unsere kleine Cabana mit Meerblick war nur wenige Minuten vom Meer entfernt, also genau richtig, um viel Zeit am Board zu verbringen. Besonderer Dank geht an Rick, mit dem ich gemeinsam zu einer etwa 1,5km vorgelagerten Insel surfte. Die hohen Wellen und das tiefe Wasser machten diese Fahrt zu einem besonderen Erlebnis. Einmal verlor mein Kite plötzlich die Luft und ich fand mich weit vom Ufer treibend. Nach etlichen verzweifelten Versuchen den Kite wieder zu starten, gab ich auf und begann zu schwimmen – mit nur wenig Erfolg. Schlussendlich wurde ich von Yannik, einem schweizer Kitelehrer gerettet. Danke sehr. Da ich noch zwei weitere Male Luft verlor, war für mich schnell klar, mir eigene Ausrüstung zu kaufen. Viel zu schnell waren die tollen Wochen an der Bahia Salina vorbei und für Steffi ging es wieder nach Hause, während ich über Panama nach Curacao flog, um dort auf ein Segelschiff zu steigen.