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2013

Curacao, Aruba, The Rock, Kolumbien – ein Segelabenteuer

Pünktlich setzte der Flieger in Curacao auf. Somit stand meinem Segelabenteuer nichts mehr im Wege. Zufriedenheit und große Vorfreude machten sich in mir breit, als ich wenige Minuten auf Werner, seine Kinder, Amanda und Leo warten musste. Die nächsten Wochen würde ich tatsächlich auf einem Segelschiff, der SY Marlin verbringen. Beim Einräumen der Bugkajüte, die ich mir mit Amanda teilte, merkte ich wie viel Zeug sich in den letzten Monaten angesammelt hatte. Mit etwas Geschick fand aber alles Platz. Die nächsten Tage vergingen schnell und beim Barbecue am ersten Abend lernte ich eine Menge netter Leute, die mit ihren Schiffen in der Marina lagen, kennen. Familien die bereits seit  Jahren unterwegs waren oder Alleinreisende, die schon zwei Mal die Welt umsegelt hatten.

An einem Tag gingen wir frech an der Rezeption eines tollen Hotels vorbei und kamen so in den Genuss aller all-inclusive Angebote der Anlage. Wodka-Lemon am Strand oder im Pool ließen schnell Maturareisegefühle aufkommen. Einen Sonnenbrand reicher, den ich mir beim Deckwaschen geholt hatte, ging es nach drei Tagen los. Wir setzten Segel und schaukelten zu einer Bucht im Norden Curacaos. Dort lagen wir für eine Nacht vor Anker. Da anscheinend bereits viele Muscheln und Algen an Ruder und Schiffsboden gewachsen waren, legten Werner und ich die Taucherflaschen an und machten uns mit Besen bewaffnet daran die Hülle zu putzen. Ich befand mich gerade direkt unter dem Schiff, als ich merkte wie das Atmen immer schwerer wurde. Ein schneller Blick auf das Fonometer zeigte mir, dass ich fast keine Luft mehr hatte. Ich konnte Werner noch das entsprechende Zeichen geben, um dann aufzutauchen.  Da wir noch weitere Flaschen an Board hatten, war ich bald wieder im Einsatz.

Die Überfahrt nach Aruba am nächsten Tag war recht wackelig. Das Obst und Gemüse in den Netzen im Salon schaukelte wie wild. Am Anfang ging bei mir alles gut, doch dann wurde mir von einer Minute zur anderen ziemlich übel. Ich musste zwar nicht erbrechen, aber so richtig seetauglich war ich anscheinend noch nicht. Kurz vor Ankunft ratterten die Fischerruten. Wir hatten einen großen Thunfisch am Haken. Frisches Sushi und Steak am Abend!  Aruba ist eine ziemlich touristische Insel mit vielen Casinos und großen Hotelanlagen. Wir ankerten vor dem Nikky Beach Resort und hatten somit einen recht tollen Tauchspot, nur wenige Minuten vom Schiff entfernt. Mit dem Dinghi ging es dann zur Taucherboje. Dort machten wir fest und konnten bald die Ruhe unter Wasser genießen. Oben war der Seegang doch recht stark. Wir fanden ein Flugzeugwrack von dem Propeller, Triebwerke usw. noch gut zu erkennen waren. Für eine Schocksekunde sorgten andere Taucher, die plötzlich aus dem Nichts hinter uns auftauchten.

Auch wollte ich Kiten gehen. Der Fisherman Beach soll dafür gut geeignet sein. Als ich dort ankam, fand ich einen Spot mit stark böigen offshore Winden und nur einen weiteren Kiter vor. Der war aber Österreicher und gemeinsam kiteten wir dann doch einige Zeit. Auch bei dieser Session ging mir beim Kite die Luft aus und ich musste mich mühsam zum Strand zurück arbeiten. Langsam wird es echt Zeit eigenes Material zu verwenden. An jenen Tagen an denen wir in einer Marina oder vor Anker lagen, gab es für Amanda Unterricht. Ich machte Deutsch, Werner von allem etwas und Aneta Mathe. Die Buchstabenkette an Board wurde von Tag zu Tag länger!

Von Aruba aus segelten wir zu „The Rock“. Dabei handelt es sich um einen Felsen, der vor der venezolanischen Küste liegt und sonst nur vom Militär genutzt wird, aber Seglern ist es gestattet dort geschützt fest zu machen. Dort verbrachten wir zwei Tage, um neue Energie für die Nachtfahrt zum Capo de la Vela zu tanken.  Das Ablegemanöver vom Felsen war auf Grund des auffrischenden Windes eine Herausforderung, die Werner jedoch gekonnt meisterte. Die Nacht über wechselten wir uns mit der Wache ab, so dass jeder zumindest etwas Schlaf bekam. In der Früh konnten wir dann vor der kolumbianischen Küste ankern. Dabei touchierten wir noch einen Felsen im trüben Wasser, der aber keinen Schaden hinterließ. Da die paar Hütten am Strand nicht mehr hergaben als Sand und Wind und auch keine Möglichkeit bestand Geld zu wechseln, setzten wir zwei Nächte später auch schon wieder die Segel.

Gemütlich wollten wir die Küste entlang segeln und dort ankern, wo es uns gefiel. Doch stark anlandiger Wind und zwei Ölplattformen mit einer restricted area machten uns einen Strich durch die Rechnung. Wir mussten hinaus aufs offene Meer, das bei dem notwendigen Kurs uns hohe Wellen von der Seite bescherte. Mit Schwimmwesten bewaffnet und immer angeleint konnte ich den einen oder andern Segelschiffsurf erleben. Da wir nicht im Finstern eine fremde Stadt anlaufen wollten, blieb uns nichts anderes übrig als gleich zu den Five Bays zu segeln. So kam ich zu meiner zweiten Nachtfahrt.  Die Wellen von der Seite blieben uns noch treu, denn wir konnten erst Mitten in der Nacht die Kurskorrektur machen. Wellen, die an Board spritzten und Wind sorgten für eine kühle Nacht. Um es noch spannender zu machen, zog dann in einiger Entfernung noch ein Gewitter auf und ein großer Tanker überholte uns mit geringem Abstand. Übermüdet liefen wir in die dritte der Five Bays ein und setzten schnell den Anker. Die Landschaft kann man fast mit den Fjorden Norwegens vergleichen. Wir wollten uns nur noch ausstrecken und ausruhen. Doch die Ruhe dauerte nicht lange, denn recht bald kam ein Schnellboot in den Fjord. Es waren Ranger vom National Park. Sie forderten uns auf die Bucht zu verlassen, da ankern verboten war. Ich versuchte ihnen klar zu machen, dass wir gerade einen sehr anstrengenden Tag und eine nicht minder kräfteraubende Nacht hinter uns hatten. Daraufhin gewährten sie uns noch ein paar Stunden Aufenthalt aber übernachten war nicht drinnen. So blieb uns nichts anderes übrig als mit roten Augen die letzten 15 Seemeilen nach Santa Marta zu segeln. Die Fahrt dorthin war aber einfach und die Duschen der Marina belohnten uns für die Mühe.